Die Edda

Edda Liederbuch

Die Edda auftauen, die Mythen wiedererwecken

Die Edda ist stumm, sie war einmal laut, zum Lachen, zum Weinen und zur Unterhaltung. Es ist wie wenn man in einem Archiv den Text zu Romeo und Julia findet. Man befreit das Buch vom Staub und schlägt das Stück auf, das Verlangen, die Freude, die Tragik ist darin, aber es fehlt die Bühne, die Schauspieler, um sie auferstehen zu lassen. Allerdings ist die Edda kein Buch, sie hat nicht einen Autoren sie ist nicht ein Stück, sondern eine Sammlung mit Liedern von verschiedenen Verfassern. So kann man nur jedes einzeln für sich betrachten. Es sind Ansichten und Meinungen der Dichter.

Die Edda ist voller Musik. Jedes einzelne Stück ist ein Gesang. Wie bewerten wir heute den Wert eines Musikstücks? Macht Alter ein Musikstück wertvoller? Wer hört sich heute noch Mozart oder Beethoven an? Sehr wenige, ein kleines spezialisiertes Publikum, das sich damit vertraut gemacht hat. Es spricht die Mehrheit der Menschen nicht mehr an. Die Musik ist stumm geworden.

Wie bringen wir die Lieder wieder für uns Asatru zum Singen?

Die Sammlung ist nicht aus religiösen Motiven entstanden, sondern um die Lieder zu bewahren. Es ist der Versuch eine mündliche Praxis des Erzählens einzufrieren. Beim Einfrieren geht aber vieles verloren, stellt euch mal vor, wir hätten in unserer Kindheit unser Lieblingsessen eingefroren und würden es heute auftauen und essen. (Wir nehmen mal an, sowas wäre ohne Qualitätsverlust möglich.) Selbst wenn diese Spaghetti mit Ketchup - mein damaliges Lieblingsgericht - so schmecken würden wie damals, heute würde es mich nicht mehr ansprechen. Früher hätte ich das jeden Tag mit Begeisterung und Genuss essen können. Mein Geschmack hat sich aber geändert und ohne Kummer esse ich keine mehr. Um zu den Liedern der Edda zurückzukommen, die Lieder die uns vor Jahren angesprochen haben tun das oft heute nicht mehr. Heute stehen wir vor der Herausforderung Lieder von vor 1000 Jahren für uns wieder neu zu entdecken. Manche Stücke von Shakespeare werden heute verfilmt, weil sie zeitlos sind, aber auch weil sie angepasst wurden, um uns heute noch anzusprechen.

Wo stecken die Götter drin?

Die Edda ist kein religiöses Buch, sondern eine Sammlung von Liedern, die Allgemeingut waren. Für uns sind die Götterlieder interessant, denn in ihnen können wir sehen, wie die Skalden die Götter sahen. Es sind ihre Versuche den Menschen damals die Götter nahezubringen. Je näher uns eine Geschichte den Göttern bringt, desto mehr ist sie ein Mythos. Mythen altern und können auch sterben, wenn sie uns nichts mehr sagen. Mythen leben nur in uns, wenn wir sie erzählen und erfahren. Jede Generation muss lebendige Mythen in ihrer Sprache ausdrücken. Es ist wie ein Baum, der sich verändert und vielleicht auch für einen Baum aus dem eigenen Samen Platz macht.

Die Themen der Lieder waren jedem bekannt. So ging es den Skalden darum, bekanntes neu zu präsentieren, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Diese Freude an der Variation sieht man unter anderem in den über 100 Umschreibungen (Kenningen) für Odin. Statt einer Wiederholung wird kunstvoll mit Worten gespielt und angedeutet, was ohnehin schon jeder weiß. Skalden standen im Wettbewerb zueinander und jeder wollte natürlich etwas Bekanntes einmalig präsentieren. So sind oft die Mythen oft unter mehreren Lagen von Details versteckt. Die Lieder wurden in Hallen vorgetragen, vor einem überwiegend männlichen Publikum und das ist ein weiterer Grund, warum Göttinnen und die Probleme des Alltags unterrepräsentiert sind. Da die Lieder auch etwas herausragendes sein sollten, hat man nicht über den Alltag gesungen.

Es liegt an uns die Lieder neu zu formulieren und die Götter beim Erzählen zu erfahren.

Leitfaden: Wie nehmen wir Kurs auf den Mythos und die Götter?

Der Kompass auf dieser Reise sind unsere Gefühle: wenn wir die Götter spüren sind wir auf Kurs. Das andere können wir bedenkenlos zurücklassen. Wir behalten im Hinterkopf, dass es verschiedene Autoren waren und so jedes Lied für sich steht. Jeder Autor versuchte den Göttern nachzuspüren. Das ist nicht besser, als wenn wir es tun. Alter ist kein Qualitätsmerkmal. Dabei haben wir immer ein Auge auf den Kern der Geschichte, um vor lauter Details nicht das Eigentliche zu übersehen.

Die Liederedda

Die Lieder-Edda ist eine Sammlung altnordischer Dichtungen unbekannter Autoren - Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten. Die älteste und wichtigste erhaltene Handschrift ist der sog. Codex Regius. Die darin gesammelten Texte wurden bereits zuvor einmal von Saemundur Sigfusson (1056-1133) niedergeschrieben. Die Inhalte sind jedoch älter als das 11. Jahrhundert und wurden wohl einige Jahrhunderte lang mündlich überliefert. Dies belegen Darstellungen an norwegischen Stabkirchen oder Gedenksteinen. Außerhalb des Codex Regius sind noch weitere Lieder und Gedichte überliefert, die aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Stil, Versmaß und Inhalt ebenfalls zu den eddischen Liedern gezählt werden. Die Sammlung teilt sich in 2 Abschnitte die Göttersagen und die Heldensagen.

I Göttersagen
1. Völuspa - Der Seherin Ausspruch
2. Grimnismal - Das Lied von Grimnir
3. Vafthrudnismal - Das Lied von Wafthrudnir
4. Hrafnagaldr Odhins - Odhins Rabenzauber
5. Vegtamskvidha - Das Wegtamslied
6. Havamal - Des Hohen Lied, Loddfafnirs Lied, Odhins Runenlied
7. Harbardsliodh - Das Harbardslied
8. Hymiskvidha - Die Sage von Hymir
9. Oegisdrecka - Oegirs Trinkgelag
10. Thrymskvidha oder Hamarsheimt - Thryms-Sage oder des Hammers Heimholung
11. Alvissmal - Das Lied von Alwis
12. Skirnirsför - Skirnirs Fahrt
13. Grogaldr - Groas Erweckung
14. Fiölsvinsmal- Das Lied von Fiölswidr
15. Rigsmal - Das Lied von Rigr
16. Hyndluliod - Das Hyndlalied

II Heldensagen
17. Völundarkvidha - Das Lied von Wölundr
18. Helgakvidha Hjörvardhssonar - Das Lied von Helgi dem Sohne Hiörwards
19. Helgakvida Hundingsbana in fyrri - Das erste Lied von Helgi dem Hundingstöter
20. Helgakvidha Hundingsbana önnur - Das andere Lied von Helgi dem Hundingstöter
21. Sinfiötlalok - Sinfiötlis Ende
22. Sigurdharkvidha Fafnisbana fyrsta edha Gripisspa - Das erste Lied von Sigurd dem Fafnirstöter oder Gripirs Weissagung
23. Sigurdharkvida Fafnisbana önnur - Das andere Lied von Sigurd dem Fafnirstöter
24. Fafnismal - Das Lied von Fafnir
25. Sigrdrifumal - Das Lied von Sigrdrifa
26. Brot af Brynhildarkvidhu - Bruchstück eines Brynhildenliedes
27. Sigurdharkvida Fafnisbana thridja - Das dritte Lied von Sigurd dem Fafnirstöter
28. Helreidh Brynhildar - Brynhildens Helfahrt
29. Gudhrunarkvidha fyrsta - Das erste Gudrunenlied
30. Drap Niflunga - Mord der Niflunge
31. Gudhrunarkvidha önnur - Das andere Gudrunenlied
32. Gudhrunarkvida thridja - Das dritte Gudrunenlied
33. Oddrunargratr - Oddruns Klage
34. Atlakvidha - Die Sage von Atli
35. Atlamal in Groenlenzku - Das Lied von Atli
36. Gudhrunarhvot - Gudruns Aufreizung
37. Hamdismal - Das Lied von Hamdir

Die Snorra-Edda (Prosa-Edda, Jüngere Edda)

In der Übersetzung von Karl Simrock (1851). Der Text ist im Public Domain.

Die Snorriedda ist eigentlich eine Handbuch für Skalden, um die Dichtkunst, die sonst nur mündlich vorgetragen wurde vor dem aussterben zu bewahren. Sie stammt aus dem 13 Jahrhundert und enthält allerdings ältere Stücke und hat viele Übereinstimmungen mit der älteren Edda.

I. Gylfaginning - Gylfis Visionen
1. - 10.
11. - 20.
21. - 33.
34. - 42.
43. - 48.
49. - 50.
51. - 54.

II. Skaldskäparmal
55.- 58. Bragis Gespräche mit Ägir
59. Thors und Hrungnirs Kampf
60. Thors Fahrt nach Geirrödsgard
61. Lokis Wette mit den Zwergen
62. Die Niflungen und Giukungen
63. Menja und Fenja
64. Hrolf Kraki
65. Hogni und Hilde

III. Háttatal
Der dritte, meist vergessene Teil von Snorris Edda:
Ein Preisgedicht auf Snorris Schutzherr unter Benutzung aller 108 isländischen Versformen.
Es scheint aber z.Zt. nur eine altnordische Fassung zur Verfügung zu stehen auf heimskringla.no:
Háttatal (norrønt)