Beziehungen zwischen den Göttern

Die Götter pflegen viele Beziehungen unter sich - und mit uns

© Michael Schütz – Asatru Ring Frankfurt & Midgard –www.asatruringfrankfurt.de

Beziehungen sind Bindungen in denen wir eins werden.

Michael Schütz

Die Götter sind sehr menschlich in ihrer Erscheinung, auch wenn ihre Macht weit über die Grenzen menschlicher Kraft hinausgeht. Durch ihr Mensch sein kann man die besondere Nähe zu ihnen als Mensch fühlen und erst eine Beziehung zu Ihnen leben. Die Götter untereinander sind auf verschiedene Weise verbunden um ihre Nähe und Gemeinsamkeiten zum Ausdruck zu bringen. Um die Bindungen der Götter untereinander verstehen zu können muss man einen näheren Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der germanischen Völkerschaften werfen. Menschen haben nämlich ihre Erfahrungen mit den Göttern und über die Götter neidergelegt und einen Anklang davon findet man in den Eddas. Die kleinste Einheit war die Familie und darüber kam der Stamm, der nicht durch einen gemeinsamen Ursprung verbunden war, sondern durch die Verpflichtung zur Gemeinschaft und die Anerkennung der Regeln innerhalb der Gemeinschaft. Die Ingväonen hatten einen gemeinsamen Mythos eines Ursprungs von einer Gottheit. Es war eine spirituelle Beziehung, dass man sich mit dem Ursprung und den Zielen identifiziert. Indem man den Mythos der Herkunft akzeptiert ist man ein Teil davon.

Insider und Outsider

Bindungen in germanischen Gesellschaften waren vielfältig. Es waren kleine, lokale Gemeinschaften, in denen es keine überregionalen Gesetze gab. So musste jeder Reisende durch das Gastrecht für die Zeit seines Aufenthalts teil der Gruppe mit allen Verpflichtungen werden sonst konnte man ihm nicht trauen. Ist man Teil der Gemeinschaft oder Außenstehender? Der Preis Teil einer Gruppe zu sein ist ihr verpflichtet zu sein mit allen Regeln und Gewohnheiten der Gruppe. Der Gewinn zu einer Gruppe zu gehören ist unter dem Schutz allen zu stehen und das man gutes und schlechtes teilt. An die Gruppe gebunden zu sein heißt auch das Vertrauen aller zu genießen.

Verwandtschaft, eine Familie

Die naheliegende Verwandtschaft zwischen den Göttern ist die Blutsverwandtschaft. Frey und Freya sind Bruder und Schwester. Es gibt auch Spekulationen ob sie als Paar gesehen wurden. Es ist aber lediglich eine andere Form ihre Nähe auszudrücken. Auch wenn man sowohl das Paar, als auch die Blutsverwandtschaft würde es nur ihre Nähe und Gemeinsamkeiten noch mehr betonen. Beide stehen als Wanen für die Fruchtbarkeit in ihren vielen Formen und sie haben auch ihre Begleiter, in Form von Sau und Eber bringen das zum Ausdruck:
Freys Eber und Freyas Schwein - wild und fruchtbar
Thor wird auch als Sohn der Erde gesehen und das zeigt seine Bindung zur Fruchtbarkeit.
Neben den Geschwistern gibt es auch noch die Eltern-Kind Beziehung, wie sie zwischen Njörd als Vater und Frey und Freya als seine Kinder auftritt. Es geht hier aber weniger um eine Unterordnung oder Betonung, sondern um Familienbindungen innerhalb der Wanen.

Heirat als Einbindung

Verbindungen die gestiftet werden um zwei zu vereinen und damit auch ihre Familien. Odin und Frigga ist ein sehr gegensätzliches Paar. Da er der Unstete und sich immer wandelnde während sie die häusliche, starke Herrin des Heimes ist. Thor und Sif sind ein Paar, das sich da viel mehr ergänzt, da Thor die Fruchtbarkeit verkörpert und Sif eine Korngöttin ist. Die Fruchtbarkeit Thor wird auch in der Sitte offenbar, der Braut den Hammer in den Schoß zu legen um den Segen für eine fruchtbare Beziehung zu erbitten.

Kampf der Götter - Konflikt und Versöhnung von Asen und Wanen

In der Snorri Edda wird der Konflikt zwischen Asen und Wanen angedeutet und das der Friedensschluss durch das stellen von Geiseln bekräftigt wird. So kamen Freya, Frey und Njörd nach Asgard und wurden Teil der Gemeinschaft der Asen. Das gegenseitige stellen von Geiseln, sollte sowohl das Wohlverhalten der anderen Seite garantieren, als auch die ehemaligen Kontrahenten näher bringen. So wird das einstmals Fremde integriert in die Gemeinschaft, in dem man den anderen kennenlernt. Die Teilnahme am Leben der Anderen lässt die Grenzen überschreiten und die Gemeinsamkeiten entdecken. Wenn man heute von den Asen spricht sind immer auch die Wanen gemeint. Es sind beide Familien verschmolzen.

Gemeinschaft der Götter

Die wahre Stärke der Götter können sie nur entfalten, wenn sie als Gemeinschaft handeln. Jeden Tag treffen sich die Götter um an den Wurzeln der Weltenbaumes Ting zu halten. So stellen sie sich gemeinsam den Problemen und in den Mythen kommt immer wieder zum Ausdruck, dass große Probleme gemeinsam angegangen und gelöst werden. Sie sind eben alle die Familie der Asen und trotz aller Widrigkeiten halten und stehen sie zusammen. Mehr unter Gemeinschaft der Götter

Götter und Riesen eine wechselhafte Geschichte

Die Riesen werden als das ältere Geschlecht gesehen in der es verschiedene Gruppen, wie die Frostriesen und die Feuerriesen gibt, die auch in verschiedenen Welten leben. Sie gehören auch nicht nach Midgard, in die Welt der Menschen. Doch dringen sie immer wieder ein und die Asen allen voran Thor beschützen die Menschen. Götter wie Thor etwa stammen von den Riesen ab sind aber Teil der Asen und den Menschen verbunden. Die Riesen haben keinerlei Verpflichtung oder Loyalität. Einer Überschwemmung ist es egal was es mit sich reißt und ein Sturmwind ist es egal ob er Bäume oder Häuser zerstört. So haben zwar manche Götter eine riesische Abstammung, aber Teil die Gemeinschaft der Götter, eingebunden mit allen Verpflichtungen. Manche Götter gehen auch Beziehungen mit Riesinnen ein und haben sehr wechselvolle Beziehungen. Da ist Njörd, der mit Skadi eine Beziehung eingeht. Sie sind selten beieinander, da sie das Geschrei der Seemöwen nicht erträgt und Njörd nicht das Heulen der Wölfe, so dass sie kein gemeinsames Heim haben und immer nur gegenseitig zu Gast sein können.

Beziehungen ein Weg den Göttern näher zu kommen

Gerade in den unterschiedlichen Beziehungen der Götter eröffnet sich ein besonderer Weg sie zu erfahren. So erfährt man sie von Seiten, die nicht gleich einem ins Auge springen. Da auch wir soziale Wesen sind und in einem Geflecht von Beziehungen leben lässt es uns die Götter im aktuellen Bezug unseres Alltags erleben.
Die Götter sind eine Gemeinschaft, die verbunden ist wie auch Menschen aneinander gebunden sind. Beziehungen sind Bindungen, in denen wir eins werden. In ihnen können wir eine tiefe Geborgenheit und Intimität erfahren. Wir gehen so über die Grenzen unseres Ich hinaus und wie bei allen Grenzüberschreitungen ist das Göttliche ganz nahe.