Freys Frieden


Frey und Gerdh - Eine friedliche Eroberung

Lebendige Mythen - Wege zu den Göttern


Frey und Gerdh

von Michael Schütz

Frey saß an einem Teich und blickte verträumt ins Wasser. Hinter ihm schlich sich Freya an und schubste ihn. Er rutschte, es spritzte und er stand mit den Beinen im Wasser. Mit funkelnden Augen blickte Freya ihn herausfordernd an. „Was ist denn aus meinen gut gelaunten Bruder geworden? Du solltest mich jetzt über das Feld jagen und es mir heimzahlen.“
„Ich hatte wieder diesen Traum von dieser wunderschönen Frau“, sagte Frey.
„Man preist keine Frau in der Gegenwart einer Anderen. Seit wann träumst du, statt die Dinge in die Hand zu nehmen?“
„Sie ist eine Riesin.“
„Das ist eine Herausforderung, aber kein Hindernis. Unser Vater Njörd ist ja auch mit Skadhi verheiratet“, sagte Freya.
„Ich war nicht untätig. Loki war mein Spion. Er hat den Hof gefunden, wo sie lebt. Ihre Brüder hüten sie eifersüchtig und manch einer, der um ihre Hand angehalten hat wurde nie wieder gesehen.“
„Thor wird Dich sicher gerne begleiten. Für ihn ist das ein Spaziergang.“
„Ich will sie für mich gewinnen, nicht um sie streiten“, sagte Frey.
„Dann mach Dich auf den Weg mein Bruder. Mein Rat ist gehe barfuß, denn so hat unser Vater auch Skadhi für sich gewonnen.“
Frey zog sich seine Schuhe aus und warf einen nach Freya. Sie lachte,“das sieht doch schon weit mehr nach meinem liebevollen Bruder aus.“

Nachdem er seine Sachen gepackt hat gürtete er sein Schwert und machte sich auf den Weg. Zuerst wanderte er über weiches Gras, aber als Asgard mehr und mehr hinter ihm zurückblieb wurde der Boden rauer. Es wurde kälter und kälter je näher er seinem Ziel kam. Hoch ragten vor ihm Berge auf, die ihn von dem Tal trennten in dem seine Angebetete lebte. Auf dem Weg nach oben kam er immer wieder an Schädeln vorbei, die auf Pfähle aufgespießt waren. Ihm wurde mulmig zumute.

Am Eingang zum Tal lagerte eine Gruppe von Riesen. Einer blickt ihn an auf eine Keule gestützt.
„Schaut mal Brüder da kommt einer, den wir fressen können. Er hat auch schon das Messer mitgebracht mir dem wir ihn aufschneiden können.“ Damit deutete er auf Freys Schwert.
Ein anderer meinte. „Der ist doch kaum der Mühe wert.“
Frey stellte sich vor sie und sprach, „Ich bin nicht gekommen, um zu kämpfen.“ Er legte sein Schwert ab.
Der erste Riese kratze sich am Kopf. „Da kann ich mir keinen Reim darauf machen, was der wohl will. Wie heißt du Fremder? “
„Du kannst mich Skirnir nennen. Ich bin auf der Suche nach der schönsten Frau der Welt.“
„Unserer Schwester nimmt keinen, der noch nicht mal Schuhe hat.“
Der andere fiel ihm ins Wort. „Du hast doch bestimmt einen Herren für den Du freist? Sag ihm unsere Schwester ist nichts für ihn, sie ist zu frostig.“
„Ich kenne den Willen meines Herren, als wenn ich er wäre“, meinte Frey,
Die Riesen winkten ihn durch. „Soll er sich doch die Finger abfrieren.“
Frey lächelte und frohen Mutes ging er weiter, ohne Schuhe, ohne Schwert und jetzt auch noch als sein eigener Bote.

Der Hof den Loki ihm beschrieben hatte lag vor ihm. Aus wuchtigen Steinen war er errichtet, als hätte man sie aufeinander geworfen. So erinnerte er mehr an eine schroffe Burg. Die Felder an denen er vorbeikam lagen unter einer Schneedecke, auf einem türmten sich sogar Steine.

Das Bellen von Hunden schallte ihm entgegen und schon bald konnte er die Bestien sehen, die an ihren Ketten zerrten. Kurz zögerte er, aber ging weiter und er begann ein Wiegenlied zu singen. Das Bellen der Hunde wurde leiser und leiser. Die schrecklichen Hunde wedelten mir dem Schwanz und ließen ihn ungehindert durch.

Gerdh kam von der Neugier getrieben aus dem Hause, sie wunderte sich warum die Hunde verstummt waren.

Frey erblickte sie und wusste das es sie war für den er den langen Weg auf sich genommen hatte. Über sein Lippen kam ein Lied der Liebe, das jedes Herz zum Schmelzen bringt und das die Augen zum Tränen rührte. Alle im Hofe liefen zusammen und lauschten andächtig seinem Gesang. Einzig unberührt davon war Gerdh. Mit eisigen Augen blickte sie ihn an. „Verschwindet oder ich werde die Hunde auf euch hetzen. Vielleicht entkommst du ja so meinen Brüdern.“

Frey starte sie mit offenem Munde an ganz in den Bann gezogen von ihrer Schönheit. Wegen ihrer schroffen Abweisung verließ er aber dann doch den Hof. Er blieb in Sichtweite, getrieben von der Hoffnung ab und an einen Blick auf sie zu erhaschen. Es verging ein Tag und noch ein Tag, da kam eine Dienerin an ihm vorbei um Holz zu sammeln.

Sie sprach ihn an„ Ihr habt eine wundervolle Stimme, aber ihr werdet nie das Herz meiner Herrin erweichen können, denn sie hat gar keines.“
Frey blickte sie ungläubig an. „Wie meinst Du das?“
Sie blickte sich nach links und rechts um und flüsterte ihm zu. „Ihre Brüder haben ihr Herz unter Steinen begraben so das nie ein Mann sie ihnen nehmen kann.“
Frey lächelte und ein Plan begann ihn ihm zu reifen. „Habt dank sagte er und gab ihr sein letztes Essen.“

Als es Nacht geworden war begab er sich zum Feld mit den Steinen und fing an diese wegzuräumen. Für so etwas hätte ich Thor doch mitnehmen sollten, der wäre schon längst damit fertig. Da er nichts anderes hatte begann er mit den Händen im Schnee zu graben. Mühsam bahnte er sich seinen Weg durch den gefrorenen Boden, seine Hände wurden blutig. Seine Mühe wurde belohnt, als er eine Kiste fand. Langsam öffnete er sie und fand darin ein gefrorenes Herz. Von seinem Blute benetzt begann es sich langsam zu erwärmen und er spürte wie es wieder schlug. Er nahm es an sich und hütete den kostbaren Schatz.

Am nächsten Tag ging er wieder zum Hofe und diesmal schmolz auch die Riesin Gerdh dahin und alle waren zu Tränen gerührt. Sie verabschiedetet sich von allen, bevor sie mit ihm aufbrach nach Asgard, um seine Frau zu werden.

© Michael Schütz - Asatru Ring Midgard - www.asatruringfrankfurt.de - Aufgeklärtes Asatru