Heilige Orte


Muss man ausziehen um heilige Orte zu suchen?

Auf zu heiligen Orten

Keine Angst, ich habe mich nicht in der Religion geirrt, hier geht es um Asatru – von Asatru für Asatru Ich habe nur absichtlich einen in unseren Ohren seltsam klingenden Titel gewählt, um eure Neugier zum Weiterlesen zu wecken, verzeiht.
Doch zum Thema: In vielen Religionen gibt es besondere Orte, oder gar ganze Regionen, die als heilig gelten. Oft finden sich dort Tempel oder Kultstätten, zu denen die Gläubigen - auch aus fernen Ländern - gerne kommen. Bekannte Pilger- und Wallfahrtsorte gehören dazu, oder der Tempelbezirk der Akropolis in Athen, um nur einige zu nennen.

Die Akropolis in Athen
Die Akropolis in Athen war eine der bedeutsten Kultstätten im alten Griechenland

Besonders aus der Neuen Welt haben wir von heiligen Bergen oder Wäldern gehört. In manchen Religionen scheint es sogar nur möglich zu sein, mit einer Gottheit in Kontakt zu treten, wenn diese in ihrem Tempel aufgesucht wird. Doch wie sieht es bei uns Asatruar aus? Haben wir keine heiligen Stätten? Gibt es bei uns keine besonderen Orte, haben wir mal wieder die schlechten Karten bekommen?

Der Brunhildenfelsen auf dem Großen Feldberg im Taunus
Der Brunhildenfelsen auf dem Großen Feldberg im Taunus
Ein Heiliger Ort, weil dort die Walküre Sigrdrifa schlief?

Bei Betrachtung unserer Mythen und Göttergeschichten finden sich wenige Anhaltspunkte dafür. Die bekannteste – aber auch zweifelhafteste Quelle – dürfte wohl von Publius Cornelius Tacitus aus seinem Werk „Germania“ stammen: „Im Uebrigen halten sie der Größe der Himmlischen nicht für gemäß, die Götter inner Wänden zu bannen … Haine und Wälder heiligen sie, und nennen mit den Namen persönlicher Gottheiten jenes Geheimnißvolle, das sie allein durch fromme Anbetung schauen.“ Heilige Haine, besondere Plätze, dem können wir Asatruar wohl zustimmen, wenn es um die Anrufung unserer Götter geht, oder sich einfach in der Stille an deren Anwesenheit zu erfreuen und neue Kraft zu schöpfen.

Doch brauchen wir Heilige Orte?

Doch brauchen wir dazu diese besonderen Plätze? sind denn nach 800 Jahren Diskontinuität unserer Religion überhaupt noch welche übrig geblieben? Zum Glück stellen sich für die meisten von uns diese Fragen nicht, haben wenig Relevanz. Wir leben im Heute und Jetzt. Es ist zwar schön zu wissen, dass dieser oder ein anderer Platz von unseren Vorfahren für heilige Handlungen oder Verehrung unserer Götter genutzt worden sein mag, aber für uns ist das doch eher zweitrangig. Viele werden mir zustimmen, wenn ich behaupte: der wichtigste heilige Ort für unsere Götter ist unser eigenes Herz! Dort tragen wir die Götter immer bei uns, dort hallt der Süße Ruf der Asen wider. Unserer menschlichen Natur folgend ist es allerdings auch verständlich, wenn wir einen besonderen Ort aufsuchen möchten, um einen Blot, ein Sumbel, eine Anrufung an unsere Götter zu zelebrieren oder einfach mal mit Ihnen allein sein wollen. Doch aus der einfachen Tatsache folgernd, dass die Götter auf ganz Midgard präsent sind, eignet sich dazu jeder beliebige Ort, dies kann eine selbst gewählte Örtlichkeit in der freien Natur sein, die wir selbst einem oder mehreren Gottheiten geweiht haben, dies kann eine bestimmte Stelle im Garten, oder auch Balkon sein. Dies kann auch unser Hausaltar sein, doch es braucht ihn nicht. Über die Regenbogenbrücke können unsere Götter in alle neun Welten reisen – und das tun Sie auch, sie bleiben nicht in Ihren prachtvollen Palästen in Asgard und Wanaheim, Sie kommen zu uns, weil Sie unsere Freunde sind. Deshalb ist für uns ganz Midgard ein heiliger Ort, den wir bewahren und beschützen sollten. Und überall können wir unsere Götter ehren und Sie um Ihren Segen bitten.

© Dr. Volker Walter, Michael Schütz – Asatru Ring Frankfurt & Midgard –www.asatruringfrankfurt.de

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