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Asatru Ring Frankfurt & Midgard
Leben mit den Göttern. Leben für die Götter.  Leben durch die Götter.

Island – Land aus Feuer und Eis
Betrachtungen eines Kontinentaleuropäers über Asatru
 in nahen und fernen Landen.

© Michael Schütz – Asatru Ring Frankfurt & Midgard

Hoch im Norden Europas liegt von der wilden See umtost und aufgebrochen von der Kraft der Erde ein fast vergessenes Eiland. Der Glaube an die nordischen Götter spielte dort eine besondere Rolle und hinterließ Spuren, die auch heute noch in den Überlieferungen zu finden sind. Island ist in vielen Dingen eigen; so ist es wohl das einzige Land der Welt, in dem das Telefonbuch nach den Vornamen sortiert ist. Entsprechend, wie man sich vorstellen kann, ist „Du“ die übliche Umgangsform. Im Volksglaube waren die alten Mythen so stark, daß Island wohl das einzig Land ist, an dem Straßen um Elfenhügel herum gebaut werden, um nicht deren Ruhe zu stören.

Islands besondere Bedeutung zeigte sich in der Vergangenheit durch Snorri Sturluson und in der Moderne durch Sveinbjörn Beinteinsson. Mehr unter Beinteinsson, Vater des modernen Asatru

Snorri Sturluson war ein mittelalterlicher Skalde, Gelehrter und einflußreicher Mann, und ohne seine Zusammenstellung von Götter- und Heldenliedern hätten wir heute nicht die sogenannte Jüngere Edda, die die alten Glaubensvorstellungen und auch seine persönlichen Ansichten widerspiegelt.

Bereits bei der Besiedelung Islands waren die Götter von Bedeutung. Die Entscheidung, wo Thorolf siedelte, überließ er den Göttern, im speziellen Thor. Er würde dort seinen Hof bauen, wo der Balken seines Hochsitzes an der Küste Islands stranden würde, und so geschah es auch.

Folgenschwere Entscheidung auf einem Thing im Jahre 1000: Mit der Ausbreitung des christlichen Glaubens kam es zunehmend zu Spannungen, und so vertraute man auf Allthing einem einzelnen Manne, Thorgeir, die Entscheidung über das weitere Vorgehen an. Er musste abwägen, welche Religion in Zukunft die bestimmende sein würde, da auch Verträge und Eidesformeln an sie gebunden waren. Deswegen war diese Entscheidung von grundlegender Bedeutung für den Frieden und Zusammenhalt der Gesellschaft. Thorgeir entschied sich für das Christentum, und der Glaube an die nordischen Götter wurde auf den privaten Bereich beschränkt.

Den Ruf der Götter in der Neuzeit vernahm als erster wieder Sveinbjörn Beinteinsson, Anfang der 70er Jahre. Er ruhte nicht, bevor Asatru wieder eine vom Staat anerkannte Religion war. Er prägte entscheidend den heutigen Glauben in Island, nicht zuletzt, indem er das Amt des Allherjarsgothis wiedereinführte und als erster besetzte. Sveinbjörn war ein einfacher Mann, für den die Götter in seinem Alltag gegenwärtig waren.

Gothis waren ein rein isländisches Phänomen. In der Siedlungszeit und danach waren sie in der Regel wohlhabende Männer, die sowohl rituelle als auch administrative Aufgaben wahrnahmen. Der Reichtum war vor allem deswegen von Bedeutung, da sie es sich nur so leisten konnten, ein angemessenes Opferfest für die Gemeinschaft auszurichten, und auch die von weither dafür angereisten Leute unterzubringen und zu verpflegen.

Heute bekennen sich in Island wieder über 1000 Menschen zum Glauben an die Götter. Organisiert haben sie sich in der Ásatrúarfélagidh organisiert. Etwa die Hälfte der Mitglieder sind in der Hauptstadt Reykjavik zu Hause. Dies ist bei weitem die zahlenmäßig größte Gruppe in Europa und wohl auch weltweit. Die Ásatrúarfélagidh ist organisatorisch zweigeteilt in Vorstand und Klerus. Der Vorstand wird regelmäßig auf Zeit von allen Mitgliedern gewählt, während die Gothis und Gydhias auf Lebenszeit berufen werden. Diese Berufung kann aber aufgehoben werden, wenn die Gothis nicht den Anforderungen der Gemeinschaft entsprechen, und das ist auch schon passiert. Es gibt keine Ausbildung zum Gothi; die Berufung beruht in erster Linie auf dem Wunsch des Bewerbers und dem Glauben der Gemeinschaft an dessen Befähigung. Zur Zeit gibt es acht Gothis, die für verschiedene Teile Islands zuständig sind; über ihnen steht der Allherjarsgothi. Die Gothis haben primär die Aufgabe, die Rituale durchzuführen, jedoch keine Autorität in Glaubensfragen. Jedes Mitglied hat die volle Freiheit, wie er seinen Glauben leben will.
Es werden die vier Jahresfeste gefeiert; die Blots dabei sind in der Gestaltung recht konservativ. Die Einflüsse aus anderen Regionen auf Island ist sehr gering, um nicht zu sagen nichtexistent. Zur Zeit wird geplant, wieder ein neues Gebäude für den Kult und die Verwaltung zu erwerben.

Damals wie auch heute hat der Glaube an Thor eine besondere Bedeutung in Island, was der Vorsitzende der Ásatrúarfélagidh bestätigte. Trotz aller Probleme und Widrigkeiten ist Asatru in Island eine prosperierende Religion, vom Staat anerkannt, auf Augenhöhe mit anderen Religionsgemeinschaften und in der Öffentlichkeit präsent. Asatru hat in Island mit 30 Jahren Praxis und über Tausend Mitgliedern eine besondere Stellung, die bislang wenig Beachtung findet. Nicht zu vergessen ist natürlich, das Isländer als Insulaner auch immer etwas eigen sind. Dort liegt vielleicht ein ungehobener Schatz an Erfahrungen, der noch darauf wartet, näher in Augenschein genommen zu.

© Michael Schütz – Asatru Ring Frankfurt & Midgard – www.asatruringfrankfurt.de

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